Donnerstag, 15. September 2016

Hier eine letzte Kostprobe aus "Die Seiten des Lebens":
(...) Auch ihm fiel das Atmen schwer, er keuchte nicht nur vom raschen Lauf. Auf ihrem Weg zu dem unterirdischen Tintenfluss war das definitiv nicht der Fall gewesen. In seinem Eifer voranzukommen hatte er dieser Tatsache bislang nur keine Beachtung geschenkt. 
Dabei war bisher nur ein einziges Buch, jedoch mehrere weitere Abzweigungen in Sicht. Wenn sie noch weiter in dieses Gangsystem oder die Katakomben, um die es sich möglicherweise handelte, vordrangen, könnte der Sauerstoff tatsächlich knapp werden! Andererseits gab es keine Alternative: er musste seinen Weg gehen, gleichgültig, in welche Gefahren er sich dabei begab.
"Sie dürfen gerne umkehren", doch seine Begleiterin ließ ihn nicht ausreden: "Sehen Sie mal, hier muss schon vor uns jemand entlang gegangen sein!" 
Verwundert streckte sie ihm eine schwarze Baskenmütze entgegen. Ein kursiv gedrucktes lateinisches A und ein griechisches Pi hafteten an ihrem Rand. 
"Das wundert mich nicht! Wie das Buch über die Seele beweist, haben sich in der Vergangenheit schon mehrere Menschen auf den Weg zum Weltgedächtnis gemacht."
"Aber diese Mütze hier ist nicht einmal nass oder auch nur feucht, obwohl sie am Boden lag - es kann nicht lange her sein, dass ihr Träger sie verloren hat! Zudem", nachdenklich drehte sie die Baskenmütze zwischen ihren Händen, "scheint mir, dass ich die erst neulich irgendwo gesehen habe!" 
"Zeigen Sie mal her!" Nun doch ein wenig stutzig geworden, griff er nach der Baskenmütze. Das A fiel zu Boden, und noch ehe Theodore Gelegenheit fand, die Mütze zu befühlen, dröhnte aus der Richtung, aus der sie gekommen waren, ein lauter Knall, gefolgt von einem ruckartigen Anschlag, als würde mit voller Wucht ein Riegel vorgeschoben. Höhnisches Gelächter begleitete die Aktion. 
"Was-" schockiert blickte Lizzy von den engen Wänden, die das Gelächter mit unmenschlichem Dröhnen zurückwarfen, zu Theodore, dann setzten sich beide in Bewegung. So rasch der glitschige Untergrund es zuließ liefen sie den Gang zurück, schlitterten über die Buchstaben, fingen sich an den Wänden ab um nicht zu fallen, hasteten die Treppe hinauf und erreichten in kürzester Zeit die Kellertüre. Sie war verschlossen, und kein Griff oder Türknauf befand sich auf der ihnen zugewandten Seite.
"Das darf doch wohl nicht wahr sein!", rief Lizzy aus, während Theodore stumm gegen das massive Holz drückte. Die Tür bewegte sich nicht einen Millimeter ...
Fortsetzung auf Seite 162 in "Die Seiten des Lebens"!

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