...Der papierene Korpus des fantastischen Schiffes unter ihr erzitterte und Lizzy spürte, wie etwas in Bewegung geriet. Genau wie ein Zug, in dem man schon eine Weile vor der Abfahrt Platz genommen hat und der sich so langsam in Fahrt setzt, dass man dies nur am allmählichen Fortgleiten des nebenan liegenden Bahnsteigs bemerkt, glitt das Schiff über die Tintenfläche... Diesmal war es schon etwas weniger spektakulär, dass ein simples Blatt Papier, beschrieben mit einer Lebensgeschichte, für ihr Vorankommen sorgte, denn es war genau das, was Theodore Miller hier an ihrer Seite erwartet beziehungsweise erhofft hatte. Reglos verharrte der Mann neben ihr und starrte in die Dunkelheit jenseits der Reling. Der steife Ärmel seines tintengetauften Jacketts streifte ihren eigenen Arm und sie hörte seinen Atem, rasch und flach vor Aufregung. Einer Aufregung, die er sichtlich vor ihr zu verbergen suchte.
Sie konnte es ihm nicht verübeln. Der Mann hatte im Lauf der letzten Monate einiges mitgemacht: Lizzy konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie es für ihn gewesen sein musste mit anzusehen, wie seine Frau ermordet wurde. Wie es sein musste, sich selbst zumindest eine Teilschuld am Tod des geliebten Partners zu geben....
Wen wunderte es, dass er jetzt seine ganze Kraft einsetzte und Zähne und Klauen ausfuhr, um das wieder zu bekommen, was ihm offenbar das liebste im Leben war: seine Simone. Und wer mochte ihm verdenken, dass er bei dem Unternehmen lieber keine Begleiter oder auch nur Mitwisser hatte. Lizzy konnte noch jetzt kaum fassen, was er ihr vorhin offenbart hatte. Sein Wissen, nein seine Erkenntnis, über das große Weltgedächtnis, gewachsen aus nur wenigen Fakten und desto mehr Mutmaßungen, zog Lizzy mehr in den Bann, als der fesselndste Handlungsstrang eines Romans es jemals vermocht hatte.
Irgendwo in ihrem tiefsten Inneren hatte sie schon immer gehofft, dass all jene Bücher, die auf eine Welt jenseits ihres eigenen Horizontes, ihrer eigenen Dimension, hinwiesen, nicht nur der Fantasie ihres Autors entsprangen, sondern der Wahrheit entsprachen. Nun hatte sie den Beweis dafür: Fast ohne ihr eigenes Zutun befand sie sich persönlich plötzlich in einer solchen Welt! Noch dazu in einer Dimension, die für Lizzys Begriffe die bestmögliche aller vorstellbaren Welten darstellte. Eine Welt voller Worte, voller Bücher - eine Welt des geschriebenen Wortes...
Na, neugierig geworden? Die Fortsetzung dieses Textes erwartet dich in den nächsten Tagen hier auf dem Blog und selbstverständlich komplett in meinem neuen Roman "DIE SEITEN DES LEBENS", der ab sofort auch als e-book und als Druckversion erhältlich ist...
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