Mittwoch, 22. Juli 2015

Worte wie Wasser

Morgens um sieben: Das Thermometer im Garten zeigt 19,2 Grad Celsius. Im Schatten unter dem Apfelbaum. Im Lauf des Tages sollen es noch circa 15 Grad mehr werden.
Seit Tagen - mit gelegentlichen Unterbrechungen Wochen - geht das jetzt so. Die braunen, dürren Stellen im Rasen werden immer deutlicher sichtbar. Der Boden im Staudenbeet ist rissig und hart und ich weiß, dass die Blüten von Hortensie und Phlox um die Mittagszeit saft-und kraftlos vom Stängel hängen werden. Dabei werde ich erst wenige Stunden vorher gründlich gegossen bzw. gesprengt haben. Aber bei dieser Hitze schreit der Garten fast hörbar nach Wasser.
Und nicht nur der. Wahrscheinlich lechzt die ganze Natur (wir Menschen eingeschlossen) nach einem frischen, laaaaaanganhaltenden Schauer oder einer ausgiebigen Plantscherei im kühlen Nass.
Genauso erfrischend, ja wachstumsfördernd und lebensspendend wie das ersehnte Wasser für die Pflanzen wirkt manchmal das richtige Wort zur richtigen Zeit. Stecke ich in knochentrockenem, unnachgiebig hartem Untergrund fest und/oder knallt die Hitze von Alltagssorgen und speziellen Problemen auf meinen Kopf herunter, brauche ich vielleicht genau so ein erfrischendes, ermutigendes "Wasser-Wort". Egal, ob ich es nun lese oder ob jemand es mir unmittelbar zuspricht.
Umgekehrt darf ich als Autorin, aber auch ganz schlicht als Mutter, Freundin, Nachbarin und Mitmensch jemand sein, der derartige Worte an sein Umfeld weitergibt. Eigene Worte ebenso wie die "Wasser-Worte" anderer, weiserer Menschen.
Deshalb hier mein Zitat/mein kleiner Regenschauer für die Hitze des heutigen Tages: Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, sind Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was in uns liegt. Und wenn wir das, was in uns schlummert, nach außen in die Welt tragen, geschehen Wunder (Henry David Thoreau).   


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